Starzach2025

Veranstaltungskalender

EINE STUNDE VOM RANDE DES TAGES Musiktheater  
Freitag, 07. September 2018, 20:00
     

ULI JOHANNES KIECKBUSCH

EINE STUNDE VOM RANDE DES TAGES
Musiktheater

Uli Johannes Kieckbusch,
Piano Monika Golla,
Stimme N.N.,
Stimme sowie Stimmen aus dem Publikum

Kieckbusch eleven20182016 schrieb der Komponist Uli Johannes Kieckbusch das Musiktheaterstück "Eine Stunde vom Rande des Tages" nach dem gleichnamigen Gedicht von Rainer Maria Rilke. Die Besetzung ist extrem reduziert, es braucht nur ein Klavier und mehrere Sprecher oder Schauspieler. Der Lauf der Zeit (exakt eine Stunde) wird durch das Klavier hörbar und durch ein Display sichtbar gemacht. Das Klavier hat aber andererseits die anspruchsvolle Aufgabe, sowohl das Gedicht als auch den Zeitverlauf musikalisch zu interpretieren. Das Gedicht wird von den Sprechern auf verschiedene Art und Weise gesprochen, nicht nur als Ganzes, sondern auch in repetitiven Fragmenten, auf die das Klavier zu reagieren hat. Den Klavier-Part übernimmt bei dieser Uraufführung der Komponist selbst, der auch als ein kreativer und vielseitiger Musiker bekannt ist.

Neben durchkomponierten Werken schrieb Kieckbusch nämlich auch Stücke, die den Spielern viele Freiräume für Improvisationen lassen. Exemplarisch hierfür sei sein Duo mit Günter Baby Sommer genannt (CD: Schwebende Riefen, bebende Tiefen). Daneben stehen Improvisationskonzerte, in denen sich die Musik ohne irgendwelche Absprachen entwickelt. Hier ist vor allem seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Berliner Pianisten Bernhard Arndt (CD: Entgegnungen) sowie die Trioarbeit mit dem New Yorker Flötisten Robert Dick und dem Schweizer Cellisten Alfred Zimmerlin (CD: @) zu nennen.

 

Rainer Maria Rilke

EINE STUNDE VOM RANDE DES TAGES

Eine Stunde vom Rande des Tages,
und das Land ist zu allem bereit.
Was du sehnst, meine Seele, sag es:

Sei Heide und, Heide, sei weit.
Habe alte, alte Kurgane,
wachsend und kaum erkannt,
wenn es Mond wird über das plane
langvergangene Land.
Gestalte dich, Stille. Gestalte
die Dinge (es ist ihre Kindheit,
sie werden dir willig sein).
Sei Heide, sei Heide, sei Heide,
dann kommt vielleicht auch der Alte,
den ich kaum von der Nacht unterscheide,
und bringt seine riesige Blindheit
in mein horchendes Haus herein.

Ich seh ihn sitzen und sinnen,
nicht über mich hinaus;
für ihn ist alles innen,
Himmel und Heide und Haus.
Nur die Lieder sind ihm verloren,
die er nie mehr beginnt;
aus vielen tausend Ohren
trank sie die Zeit und der Wind;
(aus den Ohren der Toren).

Rainer Maria Rilke
14.10.1899, Berlin-Schmargendorf

Ort kunstort ELEVEN artspace Schulstraße 27